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Ein Spagat zwischen Wertschätzung und Erwartungshaltung: Was Mitarbeitergeschenke wirklich bewirken (können)


Ostern steht vor der Tür und mit dem nahenden Fest taucht bei mir immer wieder vermehrt die Frage im Coaching auf: "Christina, wie siehst du das mit Ostergeschenken fürs Team?"


Auch vor Weihnachten und anlässlich von Geburtstagen bekomme ich diese Frage oft gestellt. Egal, ob zu Ostern, zu Weihnachten oder einfach zwischendurch: Viele Praxisinhaber:innen möchten ihrem Team etwas Gutes tun – als Zeichen der Wertschätzung. Und das ist erstmal eine schöne Geste.

Doch beim Thema Mitarbeitergeschenke wird es schnell komplexer, als man im ersten Moment denkt: Was schenke ich? Allen das Gleiche oder individuell?Muss es jedes Jahr etwas geben? Und was passiert, wenn ich mal nichts mache?

Geschenke sind nie „nur nett gemeint“

Kleine Aufmerksamkeiten können viel bewirken: Sie zeigen, dass jemand gesehen wird, dass an sie gedacht wurde – außerhalb des reines Alltagsgeschehens. Aber: Ein Geschenk ist nie nur einfach ein Geschenk. Es ist eine Botschaft. Und diese kann – je nach Art, Timing und Kontext – ganz unterschiedlich ankommen.

Gleiches für alle – oder individuell?

Beides hat seine Berechtigung. Aber auch seine Tücken.

Das Gleiche für alle:

  • wirkt erstmal fair und unkompliziert

  • vermeidet scheinbar Neid oder Missverständnisse

  • aber: oft wenig persönlich oder unpassend

Individuelle Geschenke:

  • zeigen echte Wertschätzung

  • können berühren und Verbindung schaffen

  • aber auch:

    • setzen voraus, dass du dein Team wirklich kennst

    • können unbeabsichtigt Unterschiede betonen

    • hängen die Messlatte immer höher


Oft erscheint es am einfachsten – und auch am fairsten – allen das Gleiche zu schenken. Ein Gutschein für alle. Der gleiche Ostergruß. Einheitliche Aufmerksamkeit.

Aber: Gleich bedeutet nicht automatisch gerecht.

Denn was auf den ersten Blick fair wirkt, kann auf den zweiten Blick Fragen aufwerfen:

  • Warum bekommt der Minijobber das gleiche Geschenk wie die Vollzeitkraft, die täglich alles zusammenhält?

  • Warum erhalten Kolleg:innen mit minimalem Einsatz dasselbe wie andere, die sich mit vollem Herzblut engagieren?

Das erzeugt ungewollt Spannungen – auch wenn sie in der Regel nicht offen ausgesprochen werden. Mitarbeitende nehmen sehr genau wahr, ob und wie Leistung, Engagement oder Zugehörigkeit anerkannt werden.

Es lohnt sich, hinzuschauen:Was fühlt sich in deinem Team wirklich stimmig an? Und: Welche Werte willst du mit dem Geschenk transportieren?

Fazit:Es geht nicht darum, was du schenkst – sondern warum und wie bewusst du es tust.

Geschenke, die nicht gefallen – verpuffen

Das beste Beispiel: Ein veganer Mitarbeiter bekommt einen Geschenkkorb mit Salami und Honig. Ein Dankeschön? Eher nicht. Mehr ein Zeichen: „Ich kenne dich eigentlich nicht.“

Ein Geschenk zeigt, wie aufmerksam du bist. Und genau daran wird es meistens gemessen – seltener am materiellen Wert.

Wenn du dir nicht sicher bist: Frag lieber nach Interessen, oder biete Wahlmöglichkeiten an. Auch ein kleines, aber persönlich passendes Geschenk wirkt stärker als etwas Großes, das nicht passt.

Achtung: Die Falle der Regelmäßigkeit

Ein Geschenk, das einmal Freude auslöst, kann beim dritten Mal schon zur Erwartung werden. Und wenn es dann mal ausbleibt? Wird nicht selten als "Entzug" empfunden.

„Letztes Jahr gab’s doch auch was… jetzt nicht mehr? Komisch. Was habe ich falsch gemacht?“

Das zeigt: Es ist nicht der materielle Wert, der zählt – sondern die Wertschätzung, die dahinter steckt. Aber auch die Kommunikation, mit der du das begleitest.

Wie du klug und klar schenken kannst

  1. Mach’s bewusst – nicht weil man „halt was schenkt“

  2. Sprich es an, wenn du unsicher bist und frage dein Team, worüber es sich freuen würde ("ich möchte euch gerne eine Freude zu Ostern machen und ich bin unsicher, wie mir das gelingen könnte. Könnt ihr mir vielleicht Tipps geben?")

  3. Kündige gerne an, wenn du etwas veränderst („Dieses Jahr wird es mit den Ostergeschenken etwas anders sein als letztes Jahr. Ich dachte mir, ...“)

  4. Schenke nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus echter Haltung.

  5. Schenke nicht in der Erwartung, dass du dafür Dankbarkeit bekommst. Es ist natürlich schön, wenn dein Team dankbar ist, aber das sollte nicht dein Motivator sein, um etwas zu schenken. Schenke, um jemandem eine Freude zu machen und zu signalisieren: "Schön, dass du da bist."

Fazit: Wertschätzung geht auch ohne Geschenk

Mitarbeitergeschenke können verbinden, motivieren und echte Freude auslösen. Aber nur, wenn sie aus Überzeugung geschenkt werden – nicht aus Gewohnheit, Pflichtgefühl oder strategischem Marketingdenken.

Denn am Ende zählt nicht der Schokoladen-Osterhase oder die Flasche Sekt, sondern das Gefühl:„Ich sehe dich. Und ich meine dich.“

Und dafür braucht es manchmal kein Geschenk – nur ein echtes Danke zur richtigen Zeit.


Und wenn es dir liegt: schreib eine nette Karte mit warmen Worten der konkreten echten Dankbarkeit. Das berührt aus meiner Erfahrung heraus in der Regel mehr als jedes Geschenk.


Teile diesen Beitrag gerne mit Freund:innen und Kolleg:innen, denen diese Gedanken helfen könnten.

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